2014


Cfp
Programm

CfP

Gesellschaft und Psychiatrie in Österreich 1945-1970.

Jahrestagung 2014 des Vereins für Sozialgeschichte der Medizin – Geschichte(n) von Gesundheit und Krankheit

Veranstalter: Verein für Sozialgeschichte der Medizin in Kooperation mit Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP)

Datum/Ort: 19.-21. Juni 2014 , Krems

Deadline: 1. Juli 2013

Die Jahrestagung 2014 des österreichischen Vereins für Sozialgeschichte der Medizin (VSGM) ist dem Thema „Gesellschaft und Psychiatrie in Österreich 1945-1970“ gewidmet und wird von diesem in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP) veranstaltet: Die ersten Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg rückten in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus sozial-, kultur- und wissenschaftshistorischer Forschung. Für den Bereich der Medizin insgesamt, und der Psychiatrie im Besonderen, liegen zu dieser geschichtlichen Phase − zumal für Österreich − aber noch wenige Forschungsarbeiten vor, trotz ihrer erheblichen Bedeutung in mehrerlei Hinsicht:

So fand eine erste − vornehmlich politische und juristische − Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus statt. Diese tangierte angesichts der von nationalsozialistisch orientierten Psychiatern legitimierten und organisierten „Euthanasie“-Verbrechen das psychiatrische Feld in ganz besonderem Maße. Vertreibung, Flucht bzw. Tod zahlreicher österreichischer Ärzte während NS-Herrschaft und Zweitem Weltkrieg hatten die psychiatrische ‚community‘ in Österreich − und erst recht die der Psychoanalyse und der anderen psychotherapeutischen Schulen − bereits massiv dezimiert; nun dünnten Verurteilungen und Berufsverbote, aber auch Suizide von belasteten Psychiatern die Personaldecke weiter aus, während sich die Anzahl der Rückkehrer auch in der psychiatrischen Profession in überschaubaren Grenzen hielt. So kam es in der Zeit nach 1945 zu erheblichen Umbrüchen, denen aber auch beträchtliche Kontinuitäten gegenüberstehen − personelle wie ideologische. Vielfach kam es auch im Verlauf der 1950er und 1960er Jahre zur beruflichen Re-Etablierung ehemaliger Nationalsozialisten. Zugleich waren natürlich auch ältere Psychiater mit anderen − bzw. ohne − politischen Positionierungen weiterhin oder erneut ärztlich tätig, und es traten mit jüngeren Generationen, die während der NS-Zeit oder aber nach 1945 Medizin studiert hatten, zunehmend ‚Neueinsteiger‘ unterschiedlicher fachlicher und politischer Orientierungen ins psychiatrische Berufsfeld ein. Eine analoge Situation einer − oftmals prekären − Koexistenz von Kontinuitäten und Diskontinuitäten ist auch für den, für den Patientenalltag besonders wichtigen Bereich der psychiatrischen Pflege zu konstatieren.

In dieser höchst spannungsreichen Phase nach Bürgerkrieg, NS-Diktatur und Weltkrieg kam es aber durchaus zu Neuerungen und bedeutenden Weichenstellungen für die österreichische Psychiatrie − als Wissenschaft wie als Institutionengeflecht und medizinisches Handlungssystem, vor allem durch Übernahmen von ausländischen Innovationen, aber auch durch eigenständige Weiterentwicklungen und Initiativen. So kam es in den 1950er und 60er Jahren auch in Österreich neben Fortschritten in der (neuro-) psychiatrischen Grundlagenforschung auch zur praktischen Einführung neuer psycho-pharmakologischer Behandlungsmethoden sowie zu retrospektiv bedeutsamen Ausbauschritten im Bereich psycho- und soziotherapeutischer Angebote. Dies gilt sowohl für die traditionellen, der Ägide der Bundesländer zugeordneten psychiatrischen Großanstalten („Landessonderkrankenhäuser“ u.ä.), wie auch für den allmählich an Bedeutung gewinnenden niedergelassenen und ‚extramuralen‘ Bereich. Größere Reforminitiativen blieben im hier zu betrachtenden Zeitraum in Österreich − im Gegensatz zu manchen anderen europäischen Staaten − freilich noch aus.

Dieser durchaus komplexen Phase der österreichischen Psychiatriegeschichte wird sich die kommende Tagung unter konsequenter Bezugnahme auf für sie relevante gesellschaftliche, politische, ökonomische und kulturelle Prozesse zuwenden; alle einschlägig Forschenden aus dem In- und Ausland − aus welchen Disziplinen auch immer; ausdrücklich auch DoktorandInnen − sind hiermit eingeladen, bis 01.07.2013 Vorschläge für Vorträge in Form von abstracts im Umfang von einer Seite an das Organisationsteam einzureichen.

Wir ersuchen um Zusendungen per Email an:

PD Dr. Carlos Watzka
Institut für Soziologie
Karl Franzens Universität Graz
Universitätsstrasse 15/G4, 8010 Graz
Email: carlos.watzka@uni-graz.at

Insgesamt sind 15-20 Vorträge an drei Konferenztagen vorgesehen. Das vorläufige Tagungsprogramm wird im Herbst 2013 ausgesandt.
Die Tagung wird voraussichtlich in Kooperation mit der gerade in Gründung befindlichen Karl Landsteiner Universität für Gesundheitswissenschaften an der Donau Universität Krems stattfinden. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Die (auch für ReferentInnen fällige) Tagungsgebühr wird 50 Euro betragen und deckt Kosten für Kaffeepausen und Getränke während der Konferenz ab. Reise- und Aufenthaltskosten können nur in Ausnahmefällen (bes. bei ‚Nachwuchswissen-schafterInnen‘) teilweise übernommen werden.

Das Vorbereitungskomitee:
Gerhard Baader, Elisabeth Dietrich-Daum, Carlos Watzka
für den Verein für Sozialgeschichte der Medizin
Eberhard Gabriel, Hartmann Hinterhuber, Theodor Meiszel
für die Sektion Geschichte und Ethik der Österreichischen Gesellschaft
für Psychiatrie und Psychotherapie
zum Anfang

Programm

2014FlyerJahrestagung
zum Anfang